Anykron — Zwischen Moment und Ewigkeit.

Anspannung

Uhrenticken.
Ein Blick.
Gleich geht's los.
Nur noch wenige Minuten.
[...]

Anspannung

Uhrenticken.
Ein Blick.
Gleich geht's los.
Nur noch wenige Minuten.
Anspannung.

🦊

Abenddunst

Nebel wabert,
Dunst steigt,
Ginster rauscht,
Finster wird es.

[...]

Abenddunst

Nebel wabert,
Dunst steigt,
Ginster rauscht,
Finster wird es.

Wolken ziehen,
Heide flirrt,
Weide grünt, Schafe blöken.

Schlafe, Träume
Sterne, Firmament.
Am Horizont die Sonne sinkt,
Abenddunst steigt über der Heide.

🦊

Alles ist im Fluss

Wörter: Liegestuhl, Erdbeere, Bus


Peter liegt im Liegestuhl,
genießt die

[...]

Neu

Alles ist im Fluss

Wörter: Liegestuhl, Erdbeere, Bus


Peter liegt im Liegestuhl,
genießt die Sonnenstrahlen.
Im Freizeitbad am Pool
möcht er vor Mädels prahlen.

Ein Kuss, Geschmack: Erdbeere,
das ist es, was sein Träumchen wäre.

Sein Traum zerplatzt,
Er erwacht; es scheppert,
klirrt und schreit und kracht;

in dem Moment, wo er gepennt,
fällt sein Bus,
in dem er saß,
tief hinab in einen Fluss.

Neu

🦊

Das Negligée

Aufs Negligée
fällt leise der Schnee
und färbt sich rötlich
[...]

Das Negligée

Aufs Negligée
fällt leise der Schnee
und färbt sich rötlich
von weiß nach rosé
— das Leben ist tödlich.

🦊

Der Katzkus

Wörter: Tupperdose, Matratze, Türsprechanlage


Heute um viere
klopft's an der

[...]

Neu

Der Katzkus

Wörter: Tupperdose, Matratze, Türsprechanlage


Heute um viere
klopft's an der Türe.
Nanu, Besuch so früh am Tage?
Die Frage klang fast wie ein Lied
aus frühen Kindheitstagen.
Sie reckt sich und streckt sich,
gähnt müde und schleckt sich.
Der Raum wird groß, der Raum wird klein;
von vieren fehlt plötzlich ein Bein,
Aus ihrer Brust erwächst ein Glied,
ein Arm, ein Kopf, ein Aug', das sieht
in Ungestalt und fröstelnd kalt
erhebt sich eine schwarze Katze
müde von einer Matratze,
schlurft zur Türsprechanlage hin,
ein viertes Bein aus ihrem Kinn,
fragt: wer da? Ein kurzes Rauschen,
ein Sturm beginnt sich aufzubauschen,
die Türe kracht, das Glas zerspringt,
herein stürmt ein Mensch, der furchtbar singt,
aus der Tupperdose wächst das Moos
He! Was ist denn mit mir los?!
Enger wird der ganze Raum
— Er erwacht.
Ein Fiebertraum.

Neu

🦊

Heimkehr

Eine kühle Abenddämmerung lässt uns erschaudern,
während wir schweigend heimwärts

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Heimkehr

Eine kühle Abenddämmerung lässt uns erschaudern,
während wir schweigend heimwärts wandeln. Ein heller Regenbogen spannt sich übers Firmament und weist uns leise den Weg.

Apfelblüten tanzen im fallenden Licht, ein aufgeschreckter Fasan fliegt davon – sein Ruf verhallt im ruhenden Wald.

Am Horizont türmen sich neue Wolken. Doch wir sind angekommen.

🦊 & 🤖

Strandtourist 1

Wörter: Sonne, Kasten, Saft


Sonne satt am Ostseestrand,
schieße Fotos

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Strandtourist 1

Wörter: Sonne, Kasten, Saft


Sonne satt am Ostseestrand,
schieße Fotos von Touristen.
Demozug mit Sonnenbrand:
„Kein Saft den Faschisten“.
Manche haben Idealgewicht,
manche müssten fasten.
Näheres interessiert mich nicht,
hab's Foto längst im Kasten.

🦊

Untot

Die Sonne schien
doch nicht für ihn
er lag unter

[...]

Untot

Die Sonne schien
doch nicht für ihn
er lag unter der Erde.
Das grüne Gras
war hoch und nass
es weideten die Pferde.
Die Suche nach ihm
die gab man auf;
es waren zwei Jahrzehnte.
Derweil er unterm Rasen lag
und sich nach Sonne sehnte.
Untot sein ist schön und gut
ist man nicht eingezimmert;
Der Sarg ist karg; man liegt sehr hart;
es kommt auch niemand zu Besuch;
zu sterben kann ein Segen sein,
zu leben oft ein Fluch;
des Nächtens hört man ab und zu
wie es im Garten wimmert.

🦊

Nicht meine Hülle

Tief in meinem Herzen lebt in Frieden tiefe Stille. Still werden alle

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Nicht meine Hülle

Tief in meinem Herzen lebt in Frieden tiefe Stille. Still werden alle meine Schmerzen. Und ich bin ich, nicht meine Hülle.

🦊

Der Vogelruf

Heimweg
leise fröstelnd
Blüten fallen stumm
Fern klingt Vogelruf nach
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Der Vogelruf

Heimweg
leise fröstelnd
Blüten fallen stumm
Fern klingt Vogelruf nach
Vergangenheit

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Das Paket

Wörter: zu spät, weht, geht


"Nur die harten komm'n in

[...]

Neu

Das Paket

Wörter: zu spät, weht, geht


"Nur die harten komm'n in Garten",
sagte er und stieg heraus,
aus der Wanne, der warmen,
nahm seine Brille und rief "Sibille!"
doch die Antwort blieb aus.
Es klingelte nochmal durchs ganze Haus.
Draußen im Garten
musste derweil der Postbote warten.

Barfuß durch den marmornen Flur,
ein falscher Schritt reichte nur,
er glitschte aus,
und schlug sich den Kopf.
Er verstarb.
Armer Tropf.

Ein drittes Mal klingelte es an der Tür;
der Postbote dachte sich:
"weshalb warte ich hier – wofür?"
Zuckte die Schultern,
dachte "zu spät",
und nahm mit das schwere Paket.

Aus dem Haus schrie die Ruhe.
Schade.
Im Paket waren rutschfeste Schuhe.

Neu

🦊

Wo war ich?

Erzähl mir wie der Sommer war, ob es ihn gab

[...]

Wo war ich?

Erzähl mir wie der Sommer war, ob es ihn gab denn ich war nicht da.

Wo war ich als das Gras verdorrte, als man den Boden der Regentonne sehen konnte, als die Storche kein Futter mehr fanden und ihre schwächsten Jüngsten aus dem Nest geschmissen?

Wo war ich, als das Flussbett trocken lag und die Schiffe im Hafen auf der Seite lagen?

Ich war fort. Der Körper, taub, die Seele stumm. Hinter meinem Namen auf der Anwesenheitsliste war ein Häkchen — aber vielleicht hatten sie sich in der Zeile geirrt.

🦊

Abendstille im Musenhain

Bauchvoll und satt
liege ich am Rand
und mir gähnt

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Abendstille im Musenhain

Bauchvoll und satt
liege ich am Rand
und mir gähnt die Leer entgegen.
Ich zwinker, sie flackert.

Abendstille im Musenhain.

🦊

Schneeschauer

Schneeschauer in der Morgendämmerung.
Das Kratzen der Schneeschaufeln
hallt durch

[...]

Neu

Schneeschauer

Schneeschauer in der Morgendämmerung.
Das Kratzen der Schneeschaufeln
hallt durch die noch leeren Gassen.
Dann und wann verirrt sich ein Auto in diese gottverlassene Gegend
und tausend leuchtende Augen warten
am Seitenrand der Straße
auf ihre Chance.

Neu

🦊

Strandtourist 2

Wörter: Kugel, Decke, Himmel


Nächster Tag am Ostseestrand,
hol ne

[...]

Strandtourist 2

Wörter: Kugel, Decke, Himmel


Nächster Tag am Ostseestrand,
hol ne Kugel Stracciatella.
Brüllt Karl-Heinz aus NRW
„Hömma, geht dat schnella?“
Dass Leute an die Decke gehn,
ist dem Chef zuwider.
Karl-Heinz fliegt mit 'nem Arschtritt raus,
„Min Jung, kom, blot nie wieder!“ Der Himmel blau am Ostseestrand,
die Menge applaudiert.
Karl-Heinz geht mit gesengtem Kopf,
das Ego leicht lädiert.

🦊

Schnee fällt erneut

Im tiefen Schnee ein liebliches Reh,
stapft tapfend durch das

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Schnee fällt erneut

Im tiefen Schnee ein liebliches Reh,
stapft tapfend durch das weiße Gold.
Ein Rotkehlchen singt, durchdringt die Stille,
Schnee fällt erneut.

Die Morgendämmerung verweht den letzten Rest.
Vom Schnee,
vom Reh,
und vom Rotkehlchen.

Schnee fällt erneut.
Ich schreibe die Messwerte auf,
packe den Geigerzähler ein
und verlasse das Sperrgebiet.

🦊

Frühstücks-Ensemble

Wörter: Tuch, Joghurt, Ei


Die Sonne strahlt durchs Fenster rein,
[...]

Neu

Frühstücks-Ensemble

Wörter: Tuch, Joghurt, Ei


Die Sonne strahlt durchs Fenster rein,
Der Tisch ist mit 'nem Tuch bedeckt.
Auf dem Tisch: Käse und Wein,
alles scheint fast wie perfekt.

Draußen schön ein Vogel singt,
es ist die Zeit der Balz;
Innen die Frau Müller ringt,
sie fasst an ihren Hals.

Ein leichter Wind weht um das Haus,
es blühen Gras und Wicken.
Innen tobt ein Todeskampf,
Sie droht gleich zu ersticken.

Doch da Naht schon der Sohn heran,
Heimlich-Griff! Sie lächelt.
Doch er steht da und schaut ihr zu,
bis sie nur noch röchelt.

Draußen singt der Vogel schön,
der Herbst muss etwas warten.
Der Sohn geht zu dem Schuppen hin
und holt sich einen Spaten.

Er gräbt ein Loch, zerrt sie heran - vergräbt sie so im Garten.

Er setzt sich an den Frühstückstisch, isst Ei, Joghurt und etwas Fisch.

Neu

🦊

Geteiltes Leid

Tiefe Nacht, die Sterne strahlen
hoch am Firmament.
An meinem

[...]

Neu

Geteiltes Leid

Tiefe Nacht, die Sterne strahlen
hoch am Firmament.
An meinem Haus am Waldesrand nur die Laterne brennt.

Geöffnet ist mein Fenster,
Die Nachtluft zieht herein,
Ein heller Schrei von draußen,
er fährt mir ins Gebein.

Von draußen dringt ein Flüstern,
die Warnung "Gehe nicht!"
Doch ich bin angezogen,
Schweiß steht mir im Gesicht.

Die Haustür knarrt ganz leise,
Ich gehe in die Nacht.
Ich lausche in die Felder,
Ich atme nur ganz sacht.

Ein zweiter Schrei zerreißt die Luft,
die Stille des Moments -
In dieser sternenklaren Nacht
Am Ende eines Lenz.

Ich traue mich nicht in den Wald
und bleib am Rande stehn,
versuche in dem Dunkellicht
etwas zu erspähn.
Außer Knarzen, leichten Wind,
kann ich nichts verneh'm,
höre nichts und seh auch nichts,
beschließ' wieder zu geh'n.

Ich geh nach Haus, geh wieder rein
und lausche in den Wald;
von draußen zieht die Nachtluft rein,
und mir wird bitterkalt.

Ich fröstele, mach's Fenster zu
und schlaf fast wieder ein -
Da kommt es nun zum dritten Mal,
das herzzerreißn'de Schrei'n.

Ich fühle mich etwas verloren,
stecke mir Watte in die Ohren...

Stille. — — —

Hätt' ich etwas Mut gehabt,
vielleicht wär's nie gescheh'n;
Hätt's vielleicht verhindern könn'n,
hätte ich's gesehen.

Doch ich schlief fest und angenehm — nun mich Reu' ereilt;
In der Zeitung, Titelseite: Frau im Wald zerteilt.

Neu

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In die Zukunft

Welch trüben Gedanken du anhängst! Wie wär's, wenn du Anfängst das Leben

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In die Zukunft

Welch trüben Gedanken du anhängst! Wie wär's, wenn du Anfängst das Leben zu Leben?! Aus deiner Mitte, nicht völlig daneben.

Ein Sturm kommt! doch er ist nicht das Ende Ein Licht kommt! doch es ist nicht die Wende.

wir gehn in die Zukunft und zwar gemeinsam Lass uns ein Licht sein, im Dunkeln nicht einsam.

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